Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Johannes 20,19-23
Der Friede sei mit euch!
Diese Worte richtete der auferstandene Christus an seine Jünger, die sich im Haus versammelt hatten. Es ist nicht nur ein Friedenswunsch, sondern Christus schenkt seinen Frieden, Er, die Quelle des Friedens, der König des Friedens.
In diesem Abschnitt wendet Er sich zweimal an seine Jünger, indem der ihnen sagt: "Der Friede sei mit euch". Wir können eine gewisse Nuance zwischen den beiden Malen feststellen. Beim ersten Mal gibt Jesus den aufgewühlten Seelen der Jünger den Frieden zurück. Beim zweiten Mal schenkt Er ihnen den Frieden, damit sie ihn an die anderen weitergeben, denn er fügt unmittelbar hinzu: "so sende ich euch". Dann haucht er sie an: "Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten." Also vertraut ihnen Jesus in der Freude des Wiedererkennens eine Mission an, Seine Mission, die einzige Missioni vom Vater. Er sendet sie, wie Er selbst gesandt wurde; er sendet sie in die Welt, die nicht mehr von der Welt sind; er sendet sie mit Seinem Frieden, um der Welt der Sünde, der Ablehnung und der Trennung gegenüberzutreten. (Joh 16,8) Deshalb gibt Jesus ihnen seinen Geist, den Paraklet, der bezeugt, dass die Sache Jesu gerecht ist, den Geist der Wahrheit, der jedem Menschen bezeugt, dass er Sohn und Erbe Gottes ist, den Geist der Heiligkeit, der in jedem wiederholt "Abba Vater" und für jeden eintritt mit unaussprechlichen Seufzern (Röm 8,26).
Aus diesem Grund beziehen wir uns in orthodoxen Liturgien regelmäßig auf den Frieden. Das Heilige und Große Konzil von Kreta (Juni 2016) schreibt im Kapitel Die Mission der orthodoxen Kirche in der heutige Welt: "Die orthodoxe Kirche erbittet unablässig den Frieden aus der Höhe in ihren täglichen Fürbitten, sie erbittet ihn von Gott, der alles vermag und das Gebet derer erhört, die mit Glauben zu ihm kommen" (Kapitel, Frieden und Gerechtigkiet). Verstehen wir also, dass wir nicht nur Zuschauer sind. Wir müssen Akteure sein! Das bedeutet, dass das Geschenk des Friedens nicht gelebt werden kann außer durch unsere Anstrengung in der Buße und der aufrichtigen Liebe. "Wir müssen zugleich betonen, dass die Gaben des Friedens und der Gerechtigkeit auch von menschlichen Synergien abhängen. Der Heilige Geist gewährt seine spirituellen Gaben, wenn wir in der Buße den Frieden und die Gerechtigkeit Gottes suchen. Diese Gaben verwirklichen sich, wo die Christen für den Glauben, die Liebe und die Hoffnung auf Jesus Christus, unserem Herrn, kämpfen. (vgl. 1 Thess 1,3)"
Christus ist also die Quelle des Friedens und zugleich der, der uns die Gabe des Heiligen Geistes schenkt. Aber wir müssen verstehen, dass wir nur mit einem reinen Herzen den Heiligen Geist empfangen und den wahren Frieden erlangen können. Der Heilige Basilius der Große schreibt: "Ich kann mich nicht davon überzeugen, würdig zu sein, als Diener Jesu Christi berufen zu sein, wenn ich nicht im Stande bin, die anderen zu lieben und mit allen in Frieden zu leben, wenigstens so weit es von mir abhängt."
Wir können dem gegenüber feststellen, dass wir, wenn wir ein Leben voller Lügen und Sünde führen, Unbehagen, Aufregung und Zwietracht spüren. Im selben Dokument des Heiligen und Großen Konzils von Kreta können wir lesen, dass "das Böse eine spirituelle Krankheit ist, deren sichtbare Symptome Aufregung, Zwietracht, Verbrechen und Kriege mit ihren tragischen Konsequenzen sind".
Der Heilige Johannes Klimakos schreibt in seinem berühmten Werk "Die Treppe des Paradieses": "Die Erinnerung an erlittenes Unrecht ist der Vollzug des Zorns, der Wächter der Sünde, der Hass auf die Gerechtigkeit, der Ruin der Tugenden, das Gift der Seele, der Wurm des Geistes, die Scham des Gebets... Ihr wisst, dass ihr frei von diesem Fehler seid, nicht, wenn ihr für den betet, der euch beleidigt haben, nicht, wenn ihr Geschenke mit ihm austauscht, nicht wenn ihr ihn an euren Tisch einladet, sondern nur, wenn ihr in dem Bewusstsein, dass er in körperliches oder spirituelles Unglück gestürzt ist, leidet und um ihn weint wie um euch selbst."
Deshalb lädt uns die Kirche ein, nicht unserem Egoismus nachzugeben, sondern alles zu tun im Respekt für den Nächsten: "Die Kirche darf nicht gleichgültig bleiben angesichts wirtschaftlicher Prozesse, die die ganze Menschheit negativ beeinflussen. Sie besteht auf der Notwendigkeit, die Wirtschaft auf moralischen Prinzipien aufzubauen, damit sie im Dienst an den Menschen steht, der Lehre des Apostels Paulus zufolge: "In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen." (Apg 20,35)
Erlauben Sie mir, diesen Beitrag zu schließen, indem ich den Segen Gottes erbitte: "Der Friede sei mit euch!"