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Joseph Shen Bin

Katholischer Bischof, Volksrepublik China
 biografie

 Sehr geehrte Kardinäle, Bischöfe, Vertreter und Oberhäupter der Religionen, ich grüße sie alle herzlich. Ich danke der Gemeinschaft Sant’Egidio sehr für die Einladung. Gemeinsam mit meinen Mitbrüdern im Bischofsamt Yang Yongqiang, Dang Mingyan und mit Pater Zhang Qiulin bin ich aus China nach Bologna gekommen, um an dieser großen Weltkonferenz für den Frieden teilzunehmen.

Was das Wort Frieden betrifft, enthält das Wort auf Chinesisch die Vorstellung der Versöhnung und der Verhandlung, um Auseinandersetzungen und Konflikte unter Menschen, Gruppen, Ethnien oder Ländern zu lösen. 
Alle wissen, dass Papst Franziskus in seiner neuesten Botschaft an die chinesische Kirche gesagt hat, dass wir uns nur durch den Dialog kennenlernen, respektieren und miteinander unterwegs sind, um eine gemeinsame Zukunft mit mehr Harmonie aufzubauen.
Bei der Eröffnungsveranstaltung dieses Treffens haben viele die Idee vertreten, dass jede Religionsgemeinschaft die Suche nach Frieden nicht vergessen darf; dabei wurde das Bild der Arkaden der wunderschönen Stadt Bologna verwendet, um die Menschen vor Wind und Regen zu schützen und die Herzen aller miteinander zu verbinden. Die Grundlage des Friedens ist sicher die Barmherzigkeit: alle Menschen sind in allen Ländern der Welt heute theoretisch einverstanden mit dem Prinzip der Gewaltlosigkeit, aber die Probleme bleiben. 
Wir haben heute einen Horizont von Kriegen in Asien und im Nahen Osten vor Augen, von ethnischen Konflikten in Afrika und anderswo, atomare Bedrohung, unvorhersehbare Terrorangriffe, Flüchtlinge und Migranten, die zur Flucht gezwungen sind, Wirtschaftskriege zwischen Ländern; die Welt ist voller Unruhe und Konflikte.
Zum Glück hören viele Menschen guten Willens mit hohen Idealen niemals auf, mit lauter Stimme um Frieden auf der Welt zu bitten. Beispielsweise hat die Gemeinschaft Sant’Egidio große Anstrengungen unternommen, um den Frieden in verschiedenen Teilen der Welt aufzubauen und zu stärken. Dieser Einsatz verdient Lob.
Durch die Bemühungen um den Dialog der beiden Seiten China und Heiliger Stuhl wurde am 22. September ein Abkommen über die Bischofsernennungen unterzeichnet, um die chinesische Kirche vollständig in die Universalkirche einzugliedern: das war der Wunsch vieler Päpste und auch unser Wunsch. Durch den Dialog wurden eine Friedensbrücke gebaut, die eine fast siebzig Jahre alte Mauer eingerissen hat. Durch diese Brücke können zum ersten Mal in diesem Jahr zwei chinesische Bischöfe an der Synode teilnehmen. Zum ersten Mal in siebzig Jahren wurde die Universalkirche durch ihre Anwesenheit bereichert.
Dies alles sind positive Zeichen wie Lichter, die die Finsternis hell machen und uns neue Hoffnung schenken. Jesus hat uns gelehrt, dass „aus dem Herzen des Menschen die bösen Gedanken hervorgehen“ (Mk 7,21). Um somit Frieden zu schaffen, muss unser Herz verändert werden, müssen wir uns vom Heiligen Geist formen lassen, müssen wir alle Vorurteile und Verurteilungen ablegen. Denn auch wenn man „alle Glaubensfülle besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts“ (1 Kor 13,2).
Ich danke den Organisatoren dieses Treffens, dass sie mir die Gelegenheit zum Sprechen gegeben haben, das berührt mich. Ich sehe diese Gelegenheit auch als eine Einladung an die Kirche in China, mit größerer Entschiedenheit den Weg der Versöhnung und des Friedens zu gehen, als Aufruf, eine aktivere Rolle für die Sache des Friedens in der Welt zu spielen.
Schließlich habe ich den Wunsch, dass ihr alle eines Tages nach China kommt, ein liebes und gastfreundliches Land, damit ihr seht, dass die Öffnung zu sozialem und wirtschaftlichem Wohlstand geführt hat, damit ihr erlebt, wie die Menschen leben und in Frieden arbeiten und wie die Kirche in Harmonie wächst. Herzlichen willkommen in China!