Meine Damen und Herren!
Mein Vater Martin Luther King junior hat einmal gesagt: "Die Menschen hassen sich oft, weil sie sich nicht gegenseitig kennen. Sie haben Angst voreinander, weil sie sich nicht kennen. Sie kennen sich nicht, weil sie nicht miteinander sprechen. Und sie sprechen nicht miteinander, weil sie getrennt sind.“ Ich komme heute Abend mit Hoffnung zu Ihnen. Denn die Kinder des Lichts aus vielen verschieden Religionen und Kulturen hier nach Bologna gekommen sind, um einander kennenzulernen und zu verstehen und sich zu verpflichten, Brücken des Friedens zu sein, mitten in einer dunklen Welt voller Gier, Egoismus, Nationalismus, Rassismus, wirtschaftlicher Ausbeutung, Armut, Gewalt, Angst und Krieg. Während unsere wissenschaftlichen und technischen Fortschritte uns Mittel und Werkzeuge in die Hand gegeben haben, um uns einander näherzubringen und uns als eine Welt miteinander zu verbinden, existiert immer noch eine Armut des Geistes, die bewirkt, dass wir voneinander getrennt sind, und unsere Fähigkeiten einschränkt, die Probleme der Welt zu lösen. Doch das Überleben der Menschheit hängt aber von unserer Fähigkeit ab, in unserem moralischen Fortschritt mit unserem wissenschaftlichen Fortschritt gleichzuziehen und die praktische Kunst des Zusammenlebens als Brüder und Schwestern in Frieden und Gerechtigkeit zu lernen. Das bedeutet, wie mein Vater vor 50 Jahren sagte, dass unsere Konfessionen immer mehr ökumenisch statt partikular sein müssen. Wir müssen der Menschheit insgesamt ein einziges Credo geben, um das Beste in unseren einzelnen Gesellschaften zu bewahren. Er sagte auch, dass dieser Ruf nach einer weltweiten Kameradschaft, die in nachbarschaftlicher Sorge lebt über den eigenen Stamm, die eigene Rasse, die eigene Klasse und Nation hinaus, ist in Wirklichkeit der Ruf nach einer allumfassenden, bedingungslosen Liebe zu allen Menschen. Seine Worte sind heute immer noch wahr. Als religiöse und kulturelle Führer in der heutigen Welt ist es grundlegend für uns, dass wir eine tiefe Verpflichtung zu dieser Liebe zur Welt ausdrücken, um der nächsten Generationen willen. Das bedeutet, wir müssen verstehen, dass die Liebe unsere Unterschiede übersteigt und uns dazu zwingt, dass wir uns selbst in dem anderen sehen. Liebe sieht nie einen Fremden, sondern sie sieht in dem anderen immer einen Mitmenschen. Die Liebe ist es, die Gewaltlosigkeit ihre wahre Kraft gibt. Die Liebe fordert von uns, dass wir Hass, Ängste, Verdacht und Misstrauen ablehnen und den Sonderweg gehen, uns mit den anderen zu verbinden und um ihr Wohlergehen zu sorgen. Liebe ist die einzige Kraft, die einen Feind in einen Freund verwandeln kann. Liebe ist der einzige Strahl, der unsere Herzen entwaffnen und die Gelegenheit zu echtem Dialog schaffen. Liebe hilft uns zu verstehen, dass Gott aus einem Blut alle Menschen erschaffen hat, damit sie diese Erde bewohnen, und dass alles Leben untereinander in Beziehung steht. Und wie mein Vater sagte: Wir sind in einem unentrinnbaren Netzwerk der Gegenseitigkeit gefangen und wir sind alle eingeknüpft in ein einziges Schicksal. Das, was einen direkt angeht, das geht indirekt alle an. Ich kann nicht all das sein, was ich sein sollte, solange nicht ihr alle das seid, was ihr sein solltet. Und keine Nation kann all das sein, was sie sein sollte, solange nicht alle Nationen das sind, was sie sein sollten. Liebe ist in gewisser Weise die Kraft, die alle großen Religionen als höchstes vereinendes Prinzip des Lebens erkannt haben. Dieser Hindu-muslimisch-christlich-jüdische-buddhistische Glaube an das eine höchste vereinende Prinzip des Lebens kann zusammengefasst werden im Satz aus dem ersten Johannesbrief: „wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott“. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht, denn Gott ist Liebe. Wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns, und seine Liebe ist vollkommen in uns. Meine Hoffnung ist, dass dieser Geist in unserer Welt die Tagesordnung sein wird und uns zu einer neuen Welt führen wird, die voller Liebe, Gerechtigkeit, Wahrheit, und Einsatz für die andern ist. Ich hoffe, dass wir von hier weggehen mit der Entschlossenheit, diese Liebe jeden Tag zu leben und die Menschheit zu befreien von der Dunkelheit der Gewalt und des Krieges, die immer droht, uns zu trennen, zu spalten und zu zerstören. Wir als Kinder des Lichts und Brücken des Friedens sind die letzte und beste Hoffnung dieser Welt. Gott segne euch!