An den verehrten Mitbruder
Johan Jozef Bonny,
Bischof von Antwerpen
Bitte seien Sie so freundlich, den vom 7. bis 9. September 2014 zum Internationalen Friedenstreffen in Antwerpen versammelten Vertretern der christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften sowie den dort anwesenden zahlreichen Führungspersönlichkeiten der Weltreligionen meine herzlichen Grüße und guten Wünsche zu übermitteln. Ich danke der Diözese Antwerpen und der Gemeinschaft Sant’Egidio, dass sie dieses Treffen organisiert haben, bei dem Männer und Frauen verschiedener Religionen zu einer vom »Geist von Assisi« inspirierten Pilgerreise des Gebetes und des Dialogs zusammenkommen.
Das Thema des diesjährigen Treffens »Frieden ist die Zukunft« erinnert an den dramatischen Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren und möchte eine Zukunft herbeiführen, in der gegenseitiger Respekt, Dialog und Kooperation dazu beitragen, das Schreckgespenst bewaffneter Konflikte zu verbannen. In diesen Tagen brauchen nicht wenige Völker unserer Welt Hilfe bei der Suche nach Wegen zum Frieden. Daher lehrt uns dieser Jahrestag, dass der Krieg niemals ein zufriedenstellendes Mittel ist, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen und ausgewogene Lösungen für politische und soziale Streitfragen zu finden.
Letztlich ist jeder Krieg mit den Worten von Papst Benedikt XV. aus dem Jahr 1917 »ein unnötiges Blutbad«. Der Krieg zwingt die Völker in eine Spirale der Gewalt, die dann schwer kontrollierbar ist. Er zerstört, was Generationen durch ihre Arbeit aufgebaut haben, und bereitet den Weg für noch schlimmere Ungerechtigkeiten und Konflikte. Wenn wir an die zahllosen erklärten und nicht erklärten Konflikte und Kriege denken, die heutzutage die Menschheitsfamilie bedrängen und das Leben der Jüngeren und Älteren zugrunde richten, jahrhundertealte Beziehungen des Zusammenlebens verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen vergiften und ganze Familien und Gruppen ins Exil treiben, dürfen wir gemeinsam mit allen Männern und Frauen guten Willens auf keinen Fall untätig bleiben angesichts so vieler Leiden und so viel »unnötigem Blutbad«.
Hier können unsere verschiedenen religiösen Traditionen im »Geist von Assisi« einen besonderen Beitrag zum Frieden leisten. Wir können dies mit der Kraft des Gebets tun. Wir alle haben verstanden, dass Gebet und Dialog tief miteinander verbunden sind und sich gegenseitig bereichern. Ich hoffe, dass diese Tage des Gebets und des Dialogs machtvoll in Erinnerung rufen, dass die Suche nach Frieden und Verständnis durch das Gebet dauerhafte Beziehungen der Einheit schaffen und kriegerische Leidenschaften überwinden kann. Der Krieg ist niemals notwendig oder unvermeidbar. Es kann immer eine Alternative gefunden werden: nämlich der Weg des Dialogs, der Begegnung und der aufrichtigen Suche nach der Wahrheit.
Die Zeit ist gekommen, dass die Religionsführer wirksamer zusammenarbeiten, um die Wunden zu heilen, Konflikte zu lösen und Frieden zu suchen. Der Friede ist ein sicherer Hinweis auf den Einsatz für die Sache Gottes. Die religiösen Führungspersönlichkeiten sind aufgerufen, Männer und Frauen des Friedens zu sein. Sie können eine Kultur der Begegnung und des Friedens fördern, wenn andere Optionen ins Stocken geraten oder scheitern. Wir müssen Friedensstifter sein, und unsere Gemeinschaften müssen Schulen des Respekts und des Dialogs mit den anderen ethnischen oder religiösen Gruppen sein. Sie müssen Lernorte zur Überwindung von Spannungen, zur Förderung von gleichberechtigten und friedfertigen Beziehungen unter Völkern und sozialen Gruppen sein und eine bessere Zukunft für die kommenden Generationen aufbauen. Mit diesen Gedanken erbitte ich für alle Teilnehmer des Treffens und für alle, die sie durch ihr Gebet unterstützen, den reichen Segen des Gottes des Friedens (vgl. Röm 15,33).
Aus dem Vatikan, am 26. August 2014
Franziskus