Ich heiße Nour Essa und komme aus Syrien. Ich bin vor 3 Jahren mit meinem Mann und meinem Sohn Riad aus meinem Land geflohen. Mein Mann wurde zum Militärdienst einberufen, aber wir wollten unsere Brüder nicht töten. In 4 Monaten haben wir große Teile Syriens durchquert, dann die Türkei und Griechenland. Während der Reise sind wir durch die Hände einer Reihe von Menschenhändlern gegangen, von Rebellen, ISIS und auch dem syrischen Regime. Um auf die Insel Lesbos zu gelangen, mussten wir 5000 Dollar bezahlen.
Wir haben die schreckliche Reise über das Meer von der Türkei nach Griechenland auf uns genommen. Dreimal sind wir von der Küstenwache zurück in die Türkei gebracht worden, einmal sind wir ins Meer gefallen. Ich habe mir große Sorgen um meinen Sohn gemacht, der erst eineinhalb Jahre alt war.
Vor dem Krieg war Syrien ein Symbol des friedlichen Zusammenlebens. Unter meinen besten Freunden sind Christen, Drusen und Alawiten. Wir feierten alle zusammen Weihnachten und Eid, das muslimische Fest. Vor dem Krieg hatten mein Mann und ich gute Arbeit, ich als Biologin, er war ein Gartenbauarchitekt.
Als der Krieg begann, dachten wir, es sei eine kurzfristige Sache, die nicht andauern würde, aber dann hat er eine Stadt nach der anderen ergriffen. Der Krieg zerstört die Seele eines Volkes, mir ist bewusst geworden, dass wir alle angefangen haben, schlecht übereinander zu denken. Wir haben Syrien sehr spät verlassen, erst 2016. Wir haben widerstanden, denn wir wollten Syrien, unser Haus, unsere Arbeit, unser Leben, unsere Lieben nicht verlassen.
Ich stamme ursprünglich aus einer Palästinensischen Familie, aber ich bin in Syrien geboren und habe immer dort gelebt. Unter denen, die leiden und die sehr unter dem Krieg gelitten haben, sind auch die Syro-Palestinenser.
Der Krieg hat alles verändert. Es begann vor 8 Jahren: über 500.000 Tote und 6,3 Mio. Flüchtlinge außerhalb Syriens, zusätzlich nochmal so viele intern Vertriebene. Heute ist Syrien zerstört.
Heute möchte ich nicht über Politik sprechen, sondern über das Leiden meines Volkes. Denn wir befinden uns in einer undurchsichtigen Situation, in der es schwierig ist zu unterscheiden, wer Recht hat und wer Unrecht.
In diesem Moment lebt die syrische Bevölkerung weiterhin im Elend unter den Bombardierungen in einigen Landesteilen, ohne Wasser und Elektrizität. Eine enttäuschte Bevölkerung, die von den Gefühlen von Angst und Wut gequält wird. Eine Bevölkerung, die nach Jahren des Krieges keine Besserung sieht und wenig Möglichkeiten, nach einer Lösung zu suchen, den Frieden zu finden.
Für mich und meine Familie hat sich das Leben am 16. April 2016 geändert, als Papst Franziskus uns in seinem Flugzeug mit zwei weiteren Flüchtlingsfamilien nach Italien gebracht hat. Er hat uns gerettet. Ich danke dem Papst für seine Liebesgeste. Wir sind gut aufgenommen worden dank der Gemeinschaft Sant’Egidio, die durch die Humanitären Korridore viele Familien, Kinder, Männer und Frauen retten konnte, über 1700 Flüchtlinge. Wir haben uns in Rom gut integriert, mein Mann und ich arbeiten und lernen, um unserer Abschlüsse anerkennen zu lassen. Wir sind glücklich.
Heute möchte ich an die Welt appellieren, mein Volk zu retten, die, die geblieben sind. Der Friede kann niemals durch Raketen kommen, sondern nur durch Dialog. Waffen sind keine Lösung. Ich bete darum, dass viele syrische Kinder das Recht haben, wie die anderen Kinder der Welt zu leben. Mein Sohn hat nach einem Jahr sein Lächeln wiedergefunden. Genug Gewalt, genug Krieg!!
Nur der Friede ist heilig, nicht der Krieg!